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23.01.2023

Gedenken an der Stele, Vortrag im Rittersaal

Hann. Münden begeht am Freitag, 27. Januar 2023, den internationalen Holocaust-Gedenktag

23.01.2023

Die Stadt Hann. Münden, der Verein „Erinnerung & Mahnung“, sowie der Heimat- und Geschichtsverein Sydekum laden am Freitag, 27. Januar 2023 ab 18 Uhr zum Gedenken an der Stele an der Südseite des Rathauses ein. Erinnert wird insbesondere an Frieda Wertheim: 1877 In Münden geboren, geflohen nach Köln, weiter geflüchtet nach Amsterdam, dort aufgegriffen und nachfolgend über das KZ Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort 1943 getötet.

Ein Rückblick: Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee Auschwitz und befreite nur noch etwa 7.000 Menschen aus den Stätten des unvorstellbaren Leids. Auf der Erkenntnis, dass rund 6 Millionen Jüdinnen und Juden dem Vernichtungswahn zum Opfer gefallen sind, sind allein dort 1.1 bis 1.5 Millionen Menschen umgekommen, davon etwa 90 Prozent Menschen jüdischen Glaubens. Der Umkehrschluss bedeutet jedoch, dass der deutlich überwiegende Teil nicht in Auschwitz getötet wurde, sondern bei Massenerschießungen irgendwo im Osten, in Ghettos an Krankheit und Unterernährung, oder in den speziellen Vernichtungslagern verstorben ist. Hierbei spielten die im heutigen Polen liegenden Orte wie Belzec, Sobibor und Treblinka eine maßgebliche Rolle. Die in Viehwagen zusammengepferchten Menschen wurden als halbtote Fracht an den Rampen entladen und nach Beraubung und Entkleidung direkt in die Gaskammern getrieben. Ab etwa 1943 sollten die Spuren des Verbrechens weitestgehend beseitigt werden, so hat sich die in vielen tausend Abbildungen im kollektiven Gedächtnis verankerte Lagerarchitektur, wie etwa von Auschwitz-Birkenau oder Maidanek, bis auf geringe Spuren dort nicht erhalten.

Vortrag ab zirka 18.30 Uhr im Rittersaal des Welfenschlosses

Im Sommer 2022 begab sich Archivar Stefan Schäfer mit dem befreundeten Hans-Joachim Meyer im Rahmen einer organisierten Fahrt auf Spurensuche ins heutige Ostpolen. Beide gingen den Fragen nach: „Wie kann man an diesen Orten heute gedenken oder ist es nicht an der Zeit, sprichwörtlich Gras über die Geschichte wachsen zu lassen? Was kann man an Originalschauplätzen erfahren und dazulernen? Wie geht man in Polen mit der Geschichte um?“

Fragen, um deren Beantwortung Stefan Schäfer am Freitag zu einem Bildvortrag gegen 18.30 Uhr in den Rittersaal des Welfenschlosses einlädt. „Auch wenn einen die persönliche Verantwortung nicht trifft, so kann Geschichte nicht einfach abgelegt, geleugnet und nach der jeweils passenden Fasson umgedeutet werden. Es ist auch unehrlich von Deutschen, Juden und Polen zu sprechen und diesen jeweils die Täter- oder Opferrolle pauschal zuzuschreiben. Geschichte braucht Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Das monströse Verbrechen ging von Deutschland aus, es war 1933 für die wenigsten Menschen vorhersehbar und fand seinen Abschluss in einen Weltkrieg, der 1945 endete. Die Befreiung von Auschwitz vor 78 Jahren ist ein wichtiger Teil davon“, so Schäfer.

Autor/in: Pressestelle Hann. Münden
Quelle: Stadtarchivar Stefan Schäfer

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