Hier landeten einst Kähne und Flöße an
Bei den baubegleitenden archäologischen Untersuchungen an der Bremer Schlagd wurden vermutlich Teile einer mittelalterlichen Hafenanlage entdeckt
24.10.2023
Seit Ende September laufen die mehrmonatigen Sanierungsarbeiten in der Bremer Schlagd, die mit dem Einsetzen von Gabionenwänden begonnen hatte (die entsprechende Pressemitteilung lesen Sie hier: https://t1p.de/lj64f). Das für die baubegleitenden archäologischen Untersuchungen an der Bremer Schlagd beauftragte Unternehmen „Archäologische Ausgrabungen und Bauprojektbetreuung“ (AAB) hat dabei eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht.
Nachdem man bei den Aufgrabungsarbeiten in einem halben Meter Tiefe zunächst auf die historische Schlagdmauer stieß, deren Ursprung etwa im Jahr 1580 anzusiedeln ist, fand man in drei Metern Tiefe ein Pflaster, das viel älter sein muss. Hilfe bei der zeitlichen Einordnung könnte möglicherweise die Analyse der Bodenproben Aufschluss geben, wie Jasmin Rüdiger, Mitarbeiterin der ABB, informiert. Gefundene Hölzer geben Grund zur Hoffnung, das ungefähre Entstehungsjahr bestimmen zu können. Fest steht ihrer Einschätzung nach: „Es ist schon ein außergewöhnlicher Fund, den wir hier in Hann. Münden gemacht haben.“
Bei dem Pflaster handelt es sich nach Meinung des Stadtarchivars Stefan Schäfer um den Teil einer mittelalterlichen Hafenanlage: „Der Boden wurde an dieser Stelle schräg zur Stadt ansteigend mit Steinen befestigt, um ihn dem Niveau der Fulda, früher war der Wasserstand höher, anzupassen. Kähne und Flöße konnten auf dem überspülten Pflaster anlanden, heraufgezogen und leichter ent- oder beladen werden. Die gepflasterte Uferbefestigung bot auch einen gewissen Schutz vor Uferabbrüchen und war die Voraussetzung dafür, dass die Stadt im Flussdreieck an das Wasser gebaut werden konnte.
Besonders auffällig ist ein verstärkter Teil der historischen Schlagdmauer, der in unmittelbarer Nähe zur Mühlenbrücke freigelegt wurde. Dieser lässt vermuten, dass es sich hierbei um das Fundament der ehemaligen Grau-Mühle handelt. Zumindest sei belegt, so Schäfer, dass einst Erweiterungsbauten auf diesem Abschnitt der Bremer Schlagd standen. Nach zahlreichen Umbauten, wurde diese zuletzt nach dem letzten Eigentümer Tauer benannte Mühle im Jahre 1975/1976 abgerissen.
Die Ausgrabungs- und Dokumentierungsarbeiten werden voraussichtlich Ende Oktober beendet sein. Während der Ausgrabung aufgenommen wurden in der 20 mal 5 Meter großen Grube Bilder, mit deren Hilfe später ein dreidimensionales Modell der Anlage gefertigt werden kann. Die Untersuchungsergebnisse zu den Funden im Erdreich, darunter die bereits erwähnten Hölzer, aber auch Keramikfragmente, werden zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.
Das historische Pflaster soll im nächsten Schritt mit einem Flies abgedeckt und die Grube für den weiteren Ablauf der Sanierung verfüllt werden. Die durch die archäologischen Arbeiten entstandenen Kosten können nicht genau beziffert werden, sind aber in den Gesamtkosten der Maßnahmen bereits enthalten.