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Von Töpferhandwerk, Inseln, Brücken und Backwaren

Spannende Einblicke in die Vergangenheit gewährte wieder die diesjährige Ausgabe zum Tag des offenen Denkmals

09.09.2024

Bei sommerlichen Temperaturen lockten am vergangenen Sonntag neben zwölf geöffneten Denkmalen auch Führungen, Vorträge und Erlebnisspaziergänge, wie sie die Gästeführerinnen Marie Anne Langefled und Martina Pakusch auf den Doktorwerder anboten, in die Dreiflüssestadt sowie die beteiligten Ortsteile Oberode und Lippoldshausen. Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals hatten sich erneut dutzende Freiwillige beteiligt. Bürgermeister Tobias Dannenberg hatte die Veranstaltung am Vormittag am Weserstein eröffnet: „Unsere Denkmäler sind ein wertvoller Schatz und ein wesentlicher Bestandteil unseres kulturellen Erbes. Mein besonderer Dank gilt heute all denjenigen, die den Wert dieser Bauwerke erkennen und sich mit großem Engagement und Herzblut für den Erhalt und die Pflege unserer Denkmäler einsetzen. Denkmalpflege erfordert sowohl Zeit als auch finanzielle Mittel. Deshalb möchte ich allen privaten Denkmaleigentümern, den haupt- und ehrenamtlichen Denkmalpflegern sowie den engagierten Vereinen in diesem Bereich meinen herzlichen Dank aussprechen, die dieses Event möglich machen.“

Stadtarchivar Stefan Schäfer widmete sich dem Weserstein als Mündener Wahrzeichen und lüftete gleich drei Geheimnisse: Aufgestellt wurde er ziemlich genau vor 125 Jahren illegal, ohne Baugenehmigung und zwar am 2. September und nicht wie auf dem Stein vermerkt am 31. Juli des Jahres 1899. Zudem ist seine Existenz dem 1854 in Bremen geborenen Unternehmer Carl Natermann zu verdanken, dessen Cousin August Natermann die Firma Haendler & Natermann in Münden betrieb. Als Sohn eines wohlhabenden Tabak-Großhändlers strebte Carl Natermann das Leben eines Privatiers an. Als es ihn 1899 nach Hann. Münden zog, verwirklichte er die Idee, der Weserentstehung Tribut zu zollen und entwickelte das heute auf dem Stein zu lesende Gedicht, von dem es einst unterschiedliche Vorentwürfe gegeben haben soll.

Auf das historische Backhaus in Lippoldshausen ist der Heimat- und Kulturverein sehr stolz. Als Inhaber ist er bestrebt, den Ofen, der aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet wurde, zu reaktivieren: „Beim Brotbacken kamen die Menschen hier zusammen. Der Ort war ein Treffpunkt, an dem man miteinander schnacken konnte und er war prägender Bestandteil des dörflichen Lebens. Der Heimatverein möchte das historische Gebäude möglichst originalgetreu sanieren, was sich aber hinsichtlich der ersten Kostenvoranschläge nicht ganz einfach gestalten wird, teilte Gerd Hujahn vom Vereinsvorstand mit.

Dass der Ortsteil Oberode sprichwörtlich auf Scherben errichtet wurde und somit augenzwinkernd mit der italienischen Stadt Rom verglichen wird, erfuhr man in Perls Brennhütte. Immer wieder stößt man bei Tiefbauarbeiten auf Tonscherben, die früher u.a. nach Aushubarbeiten jeglicher Art zum Verfüllen verwendet wurden. Wie hier aus Ton Teller, Schalen, Krüge und andere nützliche Alltagsgegenstände entstehen – auch heute wird vor Ort noch getöpfert – veranschaulichte Erwin Lehmann vom Verein für Töpferhandwerk-Töpferkunst im Dorfgemeinschaftshaus, indem das Töpfermuseum untergebracht ist. Bei Kaffee, Kuchen und einer deftigen Töpfersuppe konnten es sich Gäste gutgehen lassen.

Im Forstbotanischen Garten hat sich der Modellbauclub Münden in einem Gebäude der ehemaligen königlich Preußischen Forstakademie eingerichtet. Gemeinsam mit dem Heimat- und Geschichtsverein Sydekum bot man in Kooperation Führungen zur nahegelegenen Brücke der ehemaligen Hannoverschen Südbahn an. Die Stahlkonstruktion ist heute noch zwischen der Kernstadt und dem Stadtteil Hermannshagen zu sehen. Jens Kaup stellte zur Veranschaulichung ein Modell des ursprünglich steinernen Vorgängerbauwerks im Maßstab 1:87 aus. Die Grundsteinlegung des Bauwerks erfolgte im April 1852. Vollendet wurde der Bau 1855. Ein Jahr später erfolgte die Eröffnung der Bahnstrecke zwischen Göttingen und Kassel. Nach der Sprengung des Viadukts 1945 durch die Wehrmacht, erfolgte die Wiedereröffnung im Mai 1949. 1980 wurde der Personenbetrieb eingestellt, im Januar 1991 die Brücke unter Denkmalschutz gestellt. Die letzten Befahrungen wurden 1995 verzeichnet.

Die beschriebenen Stationen stehen stellvertretend für das breite Angebot am Tag des offenen Denkmals 2024 in Hann. Münden.

„Wieder einmal konnte sich Hann. Münden am Tag des offenen Denkmals von seiner besten Seite zeigen. Etliche kleine und große Geschichten wurden dank vieler Freiwilliger erlebbar gemacht. Dank dieses großen Engagements hat sich die Veranstaltung zu einem echten Publikumsmagnet entwickelt, was sich in den durchweg zufriedenen Aussagen der Beteiligten widerspiegelt. Wir danken allen, die Mündener Bürgern wie Gästen eine unvergessliche Zeit bescherten, indem sie Einblicke in Gebäude und Geschichten gewährten“, erklärte Nicole Prediger, Leiterin des Bereichs Stadtentwicklung, die den Tag des offenen Denkmals gemeinsam mit Vereinen, Einrichtungen und Privatpersonen geplant hatte.

Beteiligt waren neben den Privatpersonen und bereits genannten Vereinen der Förderverein Mündener Altstadt, die Stadtkirchengemeinde Münden, die Stadtführergilde, der Tillyschanzenverein, die Freimaurer Pythagoras zu den drei Strömen, das Fachwerkfünfeck sowie der Förderverein Forstbotanischer Garten.

Autor: M. Simon / Pressestelle Stadt Hann. Münden, 09.09.2024 

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