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Altstadt - Schlagdspitzen

Altstadt - Schlagdspitze
Altstadt - Schlagdspitze

An der Schagdspitze, dort wo Teile von Werra und Fulda zur kleinen Weser zusammenfließen, wurden im Herbst 2006 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der Ufermauer und am Abwassernetz der Stadt durchgeführt. Baubegleitend sind Ausgrabungen durch den Archäologen Axel Demandt M.A. und der ehrenamtlich Beauftragten für Bodendenkmalpflege der Stadt Münden, Angela Sohnrey, vorgenommen worden.
Zu Beginn der Arbeiten konnte ein ca. 1,40 m im Durchmesser großer und 0,23 m dicker nicht vollendeter Mühlstein entdeckt und per Bagger geborgen werden. Der Mühlstein ist vermutlich im 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre sekundär für einen volkstümlichen Brauch genutzt worden. Auf einem historischen Foto (vor 1930) ist ein junger Mann zu sehen, der sich durch einen kleinen eisernen Ring hindurchwindet der wiederum an einem größeren runden Stein an unserm Mühlstein (?) befestigt ist. Die um ihn herum stehende Männer nehmen eine Art Schiffertaufe vor.
Bei den Ausschachtungsarbeiten kam überraschend etwa 7 Meter quer zur Schlagdspitze eine noch in drei Lagen vorhandene Mauer zum Vorschein, auf deren Vorderseite ein Eichenpfahl eingebaut war. Mit der Jahrringmethode (Dendrochronologie) wurde festgestellt, dass die Fällung zwischen 1650 und 1660 erfolgt war. Weitere Pfähle und auch waagerechte dicke Balken konnten drei älteren Zeitstufen zugeordnet werden. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse (Dendrolabor Tisje) konnten insgesamt vier Uferbefestigungsbereiche rekonstruiert werden, die in die Jahre 1414/15, 1502-4, 1567/68 sowie 1655/59 datiert werden. Zur Zeit kann vermutlich nur die Phase 1567/68 historisch mit einer Urkunde von 1582 in einen möglichen Zusammenhang gebracht werden. In dieser bestätigte Herzog Erich II zu Braunschweig - Lüneburg (Calenberg) der Stadt Münden ihre Privilegien und die erfolgten (?) Baumaßnahmen, u.a. Pflasterung des Platzes zwischen Ufer und Stadtmauer, sowie die Errichtung einer Mauer zum Anlegen der Schiffe. Beim gegenwärtigen Forschungsstand kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Arbeiten 1582 schon abgeschlossen waren und sich tatsächlich über 15 Jahre hingezogen haben.

Axel Demandt M.A. freiberuflicher Archäologe

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