Ausschussvorsitzender Barth fasst kurz die Berichtsvorlage zusammen. Ratsherr Dr. Kraft ist nicht grundsätzlich gegen ein Zusatzschild, gibt aber zu bedenken, dass eine Person aus ihrer jeweiligen Zeit betrachtet werden müsse. In diesem Zuge nennt Ratsherr Dr. Kraft Beispiele wie Kaiser Wilhelm (Wilhelmstraße), Otto von Bismarck (Bismarck Statue in den Wallanlagen) oder Kaiser Friedrich (Friedrichstraße). Manche Handlungen und Aussagen dieser historischen Persönlichkeiten dürften aus heutiger Sicht ebenfalls als kritisch oder nicht hinnehmbar bezeichnet werden. Ratsherr Schmook stimmt Ratsherr Dr. Kraft zu und bekräftigt, dass sich mit solchen Themen auseinandergesetzt werden müsse, man aber nicht in Kleinigkeiten verfallen dürfe. Ratsherr Christokat könne die Bedenken gegenüber dem Straßennamensschild verstehen und erkundigt sich, ob das Anliegen des Bürgers durch einen fachkundigen Externen geprüft wurde. Ausschussvorsitzender Barth bestätigt, dass der Antrag des Bürgers in Zusammenarbeit mit einem Kasseler Professor sowie Stadtarchivar Stefan Schäfer erfolgte. Ratsherr Weiß bestätigt die historische Kontroverse zu Hermann Löns anhand eines MDR-Beitrages, den er im Zuge der Vorbereitung des Ausschusses im Internet recherchiert habe. Ratsherr Weiß merkt zudem an, dass der Bürger bisweilen den gleichen Wortlaut wie im MDR-Beitrag verwendet habe. Ratsfrau Kürschner schließt sich den Vorrednern an und hält eine inhaltliche Auseinandersetzung von Straßennamen grundsätzlich für sinnvoll. Alle Ausschussmitglieder, die sich bisher hierzu geäußert haben, wollen es aber bei einer Einzelfallentscheidung belassen. Die Stadtverwaltung habe andere Aufgaben und solle sich nur mit der Thematik beschäftigen, wenn ein entsprechender Antrag eingeht. Zusätzlich bedeuten Hinweisschilder oder die Änderungen von Straßennamen auch Belastungen für den Haushalt, so dass eine Überprüfung aller Straßennamen auch aus dem finanziellen Blickwinkel kaum zu realisieren sei. Ratsherr Dr. Kraft möchte hervorheben, dass unabhängig vom Abstimmungsergebnis man nicht die Auffassung von Hermann Löns teilen oder befürworten würde.
Beschluss:
Der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Hann. Münden nimmt zustimmend zur Kenntnis, dass unter dem Straßennamenschild „Hermann-Löns-Straße“ ein Zusatzschild mit folgendem Text angebracht wird:
Hermann Löns (1866 - 1914) ist bekannt als der „Heidedichter“. Sein Roman „Der Wehrwolf“ (1910) war aufgeladen mit völkischen und rassistischen Ansprüchen auf Überlegenheit; er fand in der NS-Zeit begeisterte Zustimmung.
Die Verwaltung wird beauftragt, die Herstellung und Anbringung des Zusatzschildes vornehmen zu lassen.
Abstimmungsergebnis:
Das Anbringen eines Zusatzschildes in der Hermann-Löns-Straße wird abgelehnt. Die Verwaltung wird beauftragt, die antragstellende Person über die Ablehnung des Zusatzschildes schriftlich zu informieren. |
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