Sprungziele
Inhalt
21.03.2024

Überalterter Baumbestand sorgt für enormen Pflegeaufwand und Sicherheitsrisiko

Erste Maßnahmen wurden heute am Schlossplatz umgesetzt, weitere sind in Planung

21.03.2024

Ein überalterter Baumbestand, zunehmende Schadbilder und zu kleine Pflanzgruben, die Zerstörungen von Fußwegen und Straßen nach sich ziehen: Das ist die Bilanz des städtischen Fachdienstes Grünanlagen und Friedhofswesen, der während der vergangenen Ratssitzung den allgemeinen Zustand des Baumbestandes in der Kernstadt beschrieb. Der Stadtrat nahm den Bericht zur Kenntnis, stimmte umgehend umzusetzenden Maßnahmen zu und werde über weitere Anfang Mai im Umweltausschuss beraten.

Das Baumkataster der Stadt Hann. Münden (die Pressemitteilung dazu finden Sie HIER) helfe laut Fachdienst den Mitarbeitern dabei, die Qualität der Baumbestände einzuschätzen und Prioritäten bei der Baumpflege zu setzen. Zum Großteil müssten Verkehrssicherungsmaßnahmen fremdvergeben werden, weil Personal und Maschinen fehlten. Somit würde die Stadtkasse jährlich mit etwa 170.000 Euro belastet. Der Aufwand werde sich in den kommenden Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen.

Bei der Zustandsbewertung der Bäume unterteile man in fünf Schadstufen. Von überprüften Stadtbäumen seien viele bereits geschädigt und hätten die Schadstufe 2 erreicht, was einer mittelstarken bis starken Schädigung entspricht (Schädigungsgrad zwischen 25 und 60 Prozent). Folgende Schäden wurden u.a. festgestellt: mechanische Beschädigungen oder Kappung von Wurzeln bei Arbeiten an Ver- und Entsorgungsleitungen, eingewachsene und angehobene Gussabdeckungen, angehobener Asphalt in Gehwegen, Wurzeleinwuchs in Pflaster- und Plattenbelägen, Verletzungen durch Anfahrschäden sowie Schäden durch Taumittel und Hunde-Urin.

Bei den Untersuchungen durch in- und externe Sachverständige, seien umfangreiche Schäden und nicht mehr vorhandene Stand- und Bruchsicherheit an zahlreichen Bäumen festgestellt worden. Zeitnaher Handlungsbedarf im Zuge der Verkehrssicherheit bestehe im Bahnhofsumfeld sowie am Feuerteich. „Das Gesamtbild könnte sich noch weiter negativ verändern, wenn die Baumpflegefirmen die Baumkronen begutachten. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Schäden festgestellt werden, die bislang vom Boden aus verborgen geblieben sind“, informierte Andreas Honeck, Leiter des städtischen Fachdienstes Grünanlagen und Friedhofswesen.

Erste Maßnahme am Schlossplatz umgesetzt, weitere sind in Planung

Externe Gutachten empfehlen aus Verkehrssicherheitsgründen - zum Teil umgehend - mehrere Maßnahmen. Für die Entnahme einer Linde und einer Robinie auf bzw. nahe dem Schlossplatz gab der Stadtrat aufgrund der nicht mehr gewährleisteten Standsicherheit sein Einverständnis. Hier drängte laut dem zuständigen Fachdienst die Zeit, die Maßnahme wurde deshalb am Donnerstag, 21. März 2024, umgesetzt. Beide Bäume wiesen eindeutige Schadstellen auf. Besonders die entnommene Linde war von dem Befall eines Brandkrustenpilzes gekennzeichnet und dermaßen geschwächt, dass sie innen ausgehöhlt war und die Wandstärke nur noch wenige Zentimeter betrug.

Ein Abstützen, der Rückschnitt und der Abbau der eingewachsenen Sitzbank sei innerhalb der nächsten 8 Wochen an der etwa 125 Jahren alten Rosskastanie am Weserstein gefordert. Weitere dringliche Baumpflegearbeiten stehen wie bereits erwähnt im Bahnhofsumfeld an - betroffen sind dort zwei Kastanien - sowie die Straße „Am Feuerteich“ mit 25 Linden. Auch dort seien Bäume zum Teil nicht mehr standsicher und sollten laut Expertise entweder zurückgeschnitten oder entnommen werden. Über diese Maßnahmen werde der Umweltausschuss Anfang Mai beraten, hieß es während der Ratssitzung.

Laut Andreas Honeck wolle man die Entnahme von Bäumen generell möglichst vermeiden. Bei Bäumen im Innenstadtgebiet werde deshalb versucht, eine Bodenverbesserung durch Entsiegelung der Baumscheiben und dem Auffüllen von geeignetem Substrat und Mulchmaterial zu erreichen. Ersteres würde allerdings Gefahren für den Wurzelbereich bedeuten, denn Verletzungen der Wurzeln im Oberbodenbereich könnten trotz der gebotenen Vorsicht nicht ausgeschlossen werden. Diese würden Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze und Krankheitserreger bilden.

Die Entsiegelung gepflasterter Flächen, wie beispielsweise am Schlossplatz, sei noch relativ einfach zu bewältigen. Die Aufnahme gusseiserner Baumroste, die teilweise von Wurzeln durchwachsen seien, gestalte sich dagegen weitaus schwieriger. Bei dem Entfernen dieser Abdeckungen sei deren Schädigung unumgänglich. „Die alleinige Entsiegelung ändert allerdings nichts an der geringen Größe der Pflanzgruben. Die Bäume stehen wie in einem Blumentopf. Eine Versorgung und Ausbreitung der Wurzeln wird nicht erreicht. Das gelingt nur mit einer aufwendigen Bodensanierung mit Saugbagger und Wurzellenkung. Die Kosten für solche Maßnahmen sind sehr hoch und erst bei Durchführung der Maßnahme genauer zu beziffern, da erst bei Öffnung des Bodens zu erkennen ist, was man vorfindet. Bei einer Vergrößerung der Pflanzgrube ist zudem zu berücksichtigen, dass angrenzende Flächen, wie zum Beispiel Parkplätze auf dem Schlossplatz, zurückgebaut werden müssten, um eine gute Entwicklung zu erreichen. Hier muss sorgfältig der Einzelfall abgewogen werden“, erläuterte Andreas Honeck.

Für 2024 stehen neben der Fortführung die Ausweitung von Pflegemaßnahmen an. So sollen in der Beethoven- und Wilhelmstraße die Entsiegelung und Verbesserung der Baumscheiben erfolgen. Mehrere Neupflanzungen im Stadtgebiet und in den Ortschaften sind vorgesehen.

Autor/in: M. Simon / Pressestelle Hann. Münden
Quelle: Fachdienst Grünanlagen und Friedhofswesen

Randspalte

nach oben zurück