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12.02.2024

Friedlicher Protest auf dem Kirchplatz

Rund 1.500 Bürgerinnen und Bürger demonstrierten gegen Rechtsextremismus

12.02.2024

„Wir sind mehr!“, „AfD – nee!“, „Aufstehen für Demokratie“, „Empathie und Liebe statt Hass und Hetze“ waren nur einige der Slogans, die am vergangenen Samstag während der Demonstration gegen Rechtsextremismus auf unzähligen Transparenten zu lesen waren.

Unter der Schirmherrschaft des Rock for Tolerance e.V. hatten sich rund 1.500 Menschen auf dem Kirchplatz zusammengefunden, um friedlich gegen den Rechtsruck in Deutschland zu demonstrieren. Neben Redebeiträgen von Bürgermeister Tobias Dannenberg (CDU), den Landtagsabgeordneten Michael Lühmann (Grüne) und Gerd Hujahn (SPD), dem Ratsvorsitzenden Dr. Wilfried Kraft, Robert Maaßen vom organisierenden Verein und weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus der Gesellschaft wurde die Veranstaltung musikalisch von Florian Fussel, dem Sänger der Band Arkaden, begleitet. Mit dem Lied „Keiner will etwas gewusst haben“ beschrieb der Musiker, was sich die Geschichte schon einmal in die falsche Richtung entwickelte – das Ende ist bekannt. Für die einzelnen Beiträge gab es viel Beifall aus dem Kreis der Zuhörerschaft als Zeichen für den gemeinsamen Schulterschluss.

Während Michael Lühmann (O-Ton: „Wenn man sich Demokratie erkämpfen kann, kann man sie auch verteidigen“) und Gerd Hujahn (O-Ton: „Die Mitte hat in unserer Gesellschaft das Sagen“) auf das angestrebte Verbot der Partei Alternative für Deutschland“ (AfD) zu sprechen kamen, rief Stefan Schäfer - diesmal nicht in seiner Funktion als Stadtarchivar in Erscheinung tretend, sondern als Bürger Hann. Mündens – ebenfalls die Vergangenheit ins Gedächtnis: „Deutschlands Geschichte hat 12 Jahre Nazi-Diktatur erlebt, an dessen Ende eine totale Niederlage stand und die 50 bis 60 Millionen Tote verursachte. Erinnern wir uns: für Gauland, dem Ehrenvorsitzenden der AfD, war das ein Vogelschiss in der Geschichte. Weil wir die Gefahren kennen, die wie bei Hitler auch mal in kleinen Bierkellern in München ihren Ausgang nahm, stehen wir hier. Das Maß ist voll, mehr noch, es ist übergelaufen. Die Menschen hier in Deutschland gehen auf die Straße, weil sie eines schätzen. Es ist die Freiheit und die Demokratie.“

Dr. Wilfried Kraft nannte drei Vorschläge, mit denen man sich gemeinsam gegen die AfD und ihren Verfassungsfeinden wehren könne: „Die erste „Waffe“ besteht aus zwei Teilen, nämlich Toleranz und Menschlichkeit. Hinzukommen müssen aber Konsequenz, Entschlossenheit und Geschlossenheit der politisch Verantwortlichen zur Lösung unserer Probleme, um Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unseres demokratischen Staates zurück zu gewinnen. Die zweite „Waffe“ ist das schärfste Schwert, was wir haben: Das Recht auf freie, gleiche und geheime Wahlen. Lassen sie uns mit dem Wahlzettel den Extremisten die „rote Karte“ zeigen. Gehen wir zu jeder Wahl, die Europawahl steht demnächst bevor und wir dürfen uns unser vereinigtes Europa nicht von braunen Spinnern zerstören lassen. Die dritte Waffe ist Engagement für die Gemeinschaft. Jeder Mensch hat Fähigkeiten, die er für die Gemeinschaft einbringen kann, im Sport- oder Kulturverein, in Gewerkschaften oder Verbänden, in politischen Parteien, Kirchengemeinden – überall. Insbesondere die jungen Menschen bitte ich, in den sogenannten sozialen Medien nicht den Braunen die Meinungsführerschaft zu überlassen, sondern dagegen zu halten und die Wahrheit zu verbreiten. Ihr jungen Leute seid die Zukunft, mischt euch ein! Es gibt also für jeden und jede von uns einen Platz, einen Beitrag zu leisten. Lassen wir nicht zu, dass braunes Gedankengut in unsere Gesellschaft einsickert und unsere Kinder und Enkelkinder infizieren kann.“

Die Mündenerin Sarah Gieseler berichtete vom Alltagsrassismus. Aufgrund ihres Migrationshintergrundes gehöre sie zu den Betroffenen, die ein Leben lang Anfeindungen ausgesetzt seien. Sie warb für mehr Toleranz und ein Umdenken auf allen gesellschaftlichen Ebenen: „Diskriminierendes Verhalten kann verlernt werden.“

Bürgermeister Tobias Dannenberg sprach über die Situation in der Dreiflüssestadt: „Unser gesellschaftlicher Umgang ist geprägt von einem Miteinander, das auf Akzeptanz, Solidarität und gegenseitigem Respekt beruht. Jegliche Formen von Hass, Intoleranz und Diskriminierung haben in unserer Stadt keinen Platz. Jegliche Formen von Extremismus führt zu Spaltungen und letztendlich zu einer Schwächung unserer Gemeinschaft. Unsere Stadt ist ein Ort, an dem Vielfalt geschätzt und als Bereicherung gesehen wird. Wir sind eine Stadt, in der jeder einzelne von uns seinen Platz hat und sich solidarisch an die Seite derjenigen stellt, die bedrängt, gedemütigt oder bedroht werden.“

Und weiter: Demokratie gebe Raum für politische und persönliche Meinungsfreiheit. Sie akzeptiere es jedoch nicht, dass die Würde des Menschen angegriffen werde. „Es ist inakzeptabel, dass Bürgerinnen und Bürger verbale oder körperliche Gewalt erfahren müssen und dass Mitmenschen Angst davor haben müssen, von hier vertrieben zu werden. Nicht nur heute, sondern auch in Zukunft stehen wir entschlossen zusammen im Kampf gegen rassistische Ideologien, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit.“

Autor/in: M. Simon / Pressestelle Hann. Münden

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